Warum Fugensanierung die beste Wahl für Ihre Backsteinwand ist
Wenn Ihre Ziegelfassade Risse, lockere Fugen oder dunkle Stellen aufweist, ist das kein kosmetisches Problem - das ist ein Backsteinwand sanieren-Fall. Viele Hausbesitzer denken zuerst an eine komplette Neuputzung oder sogar eine neue Fassade. Doch das ist oft übertrieben und teuer. Die Lösung liegt in den Fugen. Eine fachgerechte Fugensanierung kostet zwischen 35 und 55 Euro pro Quadratmeter, während eine komplette Fassadensanierung leicht 120 bis 180 Euro pro Quadratmeter verschlingt. Und das Beste: Sie behalten den originalen Charakter Ihrer Fassade. Historische Backsteine aus den 1920er Jahren, Klinker aus den 1950ern oder moderne Ziegel - alle profitieren von einer gezielten Fugensanierung.
Die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerksbau (DGfM) sagt es klar: Fugensanierung ist die kosteneffektivste Methode, um die Lebensdauer einer Ziegelfassade um 30 bis 50 Jahre zu verlängern. Sie verhindert Feuchtigkeit, die von außen eindringt, und schützt so die Ziegel vor Frostschäden. Ein feuchter Fugenmörtel lässt Wasser in die Wand eindringen. Wenn es friert, dehnt es sich aus - und bricht den Ziegel. Das ist kein Theoriegebäude. Das passiert jeden Winter in Deutschland.
Wie erkenne ich, dass meine Fugen sanierungsbedürftig sind?
Nicht jede Rille in der Fuge ist ein Grund zur Panik. Aber einige Anzeichen sind eindeutig:
- Die Fugen sind tiefer als 1,5 cm - oft sieht man die Ziegelkanten freiliegen.
- Der Mörtel bröckelt leicht ab, wenn man mit dem Finger drüberfährt.
- Es wächst Moos oder Algen in den Fugen - das ist ein Zeichen für dauerhafte Feuchtigkeit.
- Die Fugen sind heller oder dunkler als der Rest - das bedeutet, dass früher schon mal repariert wurde, aber mit falschem Material.
- Es gibt kleine Risse, die sich über mehrere Ziegel hinweg ziehen.
Wenn Sie zwei oder mehr dieser Punkte treffen, ist eine Sanierung überfällig. Ein Blick von außen reicht nicht. Gehen Sie in den Garten, stellen Sie sich direkt vor die Wand und schauen Sie nach oben. Oft sind die oberen Fugen am stärksten beschädigt - das ist der erste Bereich, der Wasser aufnimmt.
Welcher Mörtel ist der richtige für Ihre Wand?
Das ist der Punkt, an dem die meisten Sanierungen scheitern. Wer zementhaltigen Mörtel in eine alte Ziegelfassade einbringt, macht sie kaputt. Warum? Weil Zement steinhart ist und nicht atmet. Kalkmörtel hingegen ist weicher, poröser und lässt Feuchtigkeit entweichen - genau wie die alten Ziegel.
Regel: Wenn Ihr Haus vor 1945 gebaut wurde, muss es kalkgebundener Mörtel sein. Die Druckfestigkeit sollte FM II oder FM III betragen. Für moderne Bauten nach 1945 ist Mauermörtel M10 oder Fugmörtel M5 geeignet - aber nur, wenn ursprünglich kein Gipsmörtel verbaut war. Die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) sagt: Die Rohdichte des neuen Mörtels darf nicht höher sein als die des alten Mauerwerks - und auch nicht mehr als 0,2 g/cm³ niedriger. Sonst entstehen Spannungsrisse.
Die Marktführer sind Mapei, Saint-Gobain Weber und Knauf. Aber nicht jeder Preis ist ein Qualitätszeichen. Achten Sie auf die Angabe „für historische Mauerwerke“ oder „kalkbasiert“. Und fragen Sie immer nach dem Druckfestigkeitsgrad - das steht auf der Verpackung, aber viele Händler wissen es nicht.
Die richtige Vorbereitung: Ausbauen, reinigen, vorbereiten
Ein neuer Mörtel haftet nur, wenn der alte komplett raus ist. Die Ausbautiefe muss 2,5 bis 3 cm betragen - das ist die Faustregel. Bei einer Fugenbreite von 10 mm bedeutet das: mindestens 20 mm tief raus. Wer nur 1 cm ausbaut, macht sich das Leben später schwer. Der neue Mörtel bricht ab, weil er nicht genug Halt hat.
Werkzeuge: Kein Hammer und Meißel. Die beschädigen die Ziegelkanten. Besser: eine Einstechklingen-Handsäge oder ein spezielles Fugenreinigungsgerät. Viele Handwerker nutzen heute auch einen Kärcher mit Fräsaufsatz - aber nur mit niedrigem Druck und mit Abstand. Zu viel Wasser kann die Ziegel aufquellen lassen.
Reinigung ist der Schlüssel. Nach dem Ausbauen muss die Fuge staubfrei sein. Mit einer Bürste, manchmal mit Druckluft. Und dann: vorbereiten. Die Fugen müssen 15 bis 30 Minuten vor dem Verfugen mit Wasser besprüht werden. Warum? Weil trockener Mörtel das Wasser aus dem neuen Fugmörtel saugt - und der dann rissig wird. Das ist der häufigste Fehler. Wer das nicht macht, hat nach einem Jahr wieder Risse.
So verfugen Sie richtig: Schritt für Schritt
- Den Mörtel mit einem Rührquirl in einer Bohrmaschine anrühren - er soll erdfeucht sein, nicht flüssig, nicht trocken.
- Nur kleine Mengen anrühren: Einmal 2-3 Liter. Der Mörtel ist nach einer Stunde nicht mehr verarbeitbar.
- Den Mörtel mit einem Fugeisen in die Fuge drücken - zuerst die senkrechten Stoßfugen mit einem kurzen Eisen, dann die waagerechten Lagerfugen mit einem langen Fugeisen und einem Fugblech.
- Den Mörtel nicht glatt streichen. Ein leicht erhabener, leicht gewölbter Verlauf ist ideal - das leitet Wasser ab.
- Innerhalb von 15-20 Minuten nach dem Verfugen die Fuge mit einem feuchten Schwamm leicht abwischen. Nicht zu stark! Sonst wird der Mörtel herausgezogen.
Die Arbeitszeit beträgt bei professioneller Ausführung 25-30 Minuten pro Quadratmeter. Für eine 20 m² große Fassade braucht ein erfahrener Maurer also etwa 2,5 Tage. Wer das selbst macht: Planen Sie mindestens ein Wochenende ein. Und arbeiten Sie bei trockenem Wetter - bei Regen oder Frost ist es tabu.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Ein falscher Mörtel führt zu Feuchtigkeitsschäden - und die sind teuer. Zementmörtel in alten Wänden speichert Feuchtigkeit. Die Ziegel nehmen Wasser auf, frieren, springen. Das ist kein kleiner Fleck - das ist ein ganzer Wandabschnitt, der neu gemauert werden muss. Und das kostet 10-mal so viel wie eine Fugensanierung.
Ein weiterer Fehler: Die Fugen nicht richtig reinigen. Reste von altem Zementmörtel verhindern die Haftung. Einige Handwerker berichten, dass sie mit essigsaurer Tonerde vorbehandeln - das erhöht die Haftung um bis zu 40%. Das ist kein DIY-Tipp, das ist Forschung der BAM.
Und dann ist da noch die Unzufriedenheitsrate: Laut einer Umfrage des Deutschen Handwerkskammertags liegt sie bei 63,2%, wenn die Sanierung nicht fachgerecht ausgeführt wurde. Bei korrekter Ausführung sind es nur 12,6%. Das ist kein Zufall. Es ist Wissen.
Warum Fugensanierung der Goldstandard im Denkmalschutz ist
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat 500 Denkmalpflegeämter befragt. Ergebnis: In 92,4% der Fälle wird Fugensanierung als erste Maßnahme empfohlen - nicht Putz, nicht Anstrich, nicht Neubau. Warum? Weil sie die Substanz erhält. Sie ist reversibel. Sie lässt sich später wieder erneuern. Und sie ist die einzige Methode, die die historische Optik bewahrt.
Ein Beispiel: Eine Villa aus 1910 in Göttingen mit originalen Klinkern. Der Besitzer wollte sie mit Putz verkleiden - aus Angst vor Feuchtigkeit. Ein Denkmalpfleger riet zur Fugensanierung. Nach der Sanierung war die Wand trocken, die Farbe der Ziegel kam wieder zur Geltung, und der Wert stieg. Kein Putz, kein Anstrich - nur Fugen, richtig gemacht.
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Die Branche entwickelt sich. Neue biobasierte Fugmörtel mit bis zu 30% pflanzlichen Zusätzen sind seit März 2024 zugelassen - sie sind umweltfreundlicher, ohne an Festigkeit zu verlieren. Und an der TU Dresden wird an „intelligenten Fugmörteln“ geforscht, die bei Feuchtigkeitseintritt selbstheilende Eigenschaften zeigen. Das klingt wie Science-Fiction - aber es ist bereits in der Testphase.
Doch bis diese Technologien breit verfügbar sind, bleibt die klassische Fugensanierung die einzige sichere, bewährte und kostengünstige Lösung. Sie ist nicht die schnellste, aber die nachhaltigste. Und sie ist die einzige, die Ihre Ziegelfassade nicht nur repariert - sondern erhält.
Was tun, wenn die Ziegel selbst beschädigt sind?
Wenn die Fugen zwar in Ordnung sind, aber einzelne Ziegel abgebrochen, porös oder stark verwittert sind, dann ist eine Fugensanierung allein nicht genug. In diesen Fällen muss ein Ziegel ausgetauscht werden. Das ist eine andere Aufgabe - und erfordert Fachwissen. Ein Ziegel wird vorsichtig herausgebrochen, die neue Stelle mit kalkhaltigem Mörtel verlegt und danach mit dem alten Fugbild abgestimmt. Wer das selbst versucht, riskiert, dass die Wand instabil wird. Hier ist ein Maurer nötig - nicht ein Heimwerker.