Wenn du deine Immobilie sanieren willst, aber die Kosten dich abschrecken, bist du nicht allein. Viele Hausbesitzer denken, eine umfassende Sanierung sei nur mit einem großen Kredit möglich. Doch das ist ein Irrtum. In Deutschland gibt es ein komplexes, aber extrem lohnendes System, das dir Förderkredite und Zuschüsse kombiniert - und so deine Sanierungskosten um bis zu 45 % senken kann. Es ist kein Geheimnis, sondern ein offiziell dokumentiertes Programm der KfW und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Du musst es nur richtig nutzen.
Wie funktioniert die Kombination von Kredit und Zuschuss?
Seit 2021 gilt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die alte KfW-Programme abgelöst hat. Die große Neuerung: Du bekommst nicht nur einen zinsgünstigen Kredit, sondern auch einen Tilgungszuschuss - und beides kannst du kombinieren. Das bedeutet: Du leihst dir Geld von der KfW, aber ein Teil davon musst du gar nicht zurückzahlen. Der Zuschuss wird direkt von deinem Kredit abgezogen. Je besser deine Sanierung, desto höher der Zuschuss.
Beispiel: Du sanierst dein Haus zum Effizienzhaus 55. Dann bekommst du automatisch 15 % Tilgungszuschuss auf die förderfähigen Kosten. Wenn du zusätzlich ein Worst Performing Building (WPB) hast - also ein Haus aus den energetisch schlechtesten 25 % des deutschen Bestands -, erhältst du noch mal 10 % Bonus. Das macht 25 % Zuschuss. Bei einer Sanierung mit 120.000 Euro förderfähigen Kosten sind das 30.000 Euro, die du nie zurückzahlen musst. Der Rest wird als Kredit mit günstigen Zinsen von etwa 1 % bis 2 % finanziert. Vergleich das mit einem normalen Bankkredit mit 4 % Zinsen: Du sparst nicht nur Geld, sondern auch langfristig Tausende an Zinsen.
Welche Programme kannst du kombinieren?
Nicht alle Förderungen passen zusammen. Aber einige Kombinationen sind besonders stark.
- BEG Wohngebäude (BEG WG) + BAFA-Heizungsförderung: Du kannst die KfW-Förderung für die Dämmung, Fenster und Wärmedämmung nutzen und parallel den BAFA-Zuschuss für eine neue Wärmepumpe oder Holzpellet-Heizung beantragen. BAFA zahlt bis zu 70 % der Kosten für klimafreundliche Heizungen. Das ist der beste Weg, um Heizung und Gebäudehülle gleichzeitig zu modernisieren.
- BEG WG + individueller Sanierungsfahrplan (iSFP): Ein iSFP ist ein detaillierter Plan, der Schritt für Schritt zeigt, wie du dein Haus schrittweise energieeffizient machst. Wenn du ihn vor der Sanierung erstellen lässt, bekommst du 5 % extra Zuschuss - und das auch noch, wenn du nur eine Teilmaßnahme durchführst. Viele Hausbesitzer ignorieren das, weil sie denken, sie müssten gleich alles sanieren. Das ist falsch.
- BEG + Jung kauft Alt: Wenn du eine alte Immobilie kaufst und sie danach sanierst, kannst du das KfW-Programm „Jung kauft Alt“ nutzen. Es gewährt bis zu 150.000 Euro Zuschuss für den Kauf. Kombiniert mit BEG für die Sanierung, kann das eine Familie mit zwei Kindern auf über 250.000 Euro Förderung bringen - wie es in einem Fallbeispiel der L-Bank dokumentiert ist.
- BEG + Kombi-Darlehen Wohnen: Dieses Darlehen der L-Bank hilft, Lücken zwischen KfW-Förderung und Eigenkapital zu schließen. Es läuft bis Ende 2024, aber es ist eine echte Ergänzung, besonders wenn du mehr als 150.000 Euro Sanierungskosten hast.
Wichtig: Du musst die Anträge vor Beginn der Arbeiten stellen. Wer mit der Sanierung anfängt, bevor der Antrag genehmigt ist, verliert die Förderung komplett. Das ist der häufigste Fehler.
Wie hoch ist der maximale Zuschuss?
Die Zuschusshöhe hängt vom Effizienzhaus-Standard ab, den du nach der Sanierung erreichen willst:
| Effizienzhaus-Standard | Basis-Tilgungszuschuss | Plus: WPB-Bonus | Plus: EE-Klasse | Maximaler Zuschuss |
|---|---|---|---|---|
| Effizienzhaus 115 | 0 % | 10 % | 5 % | 15 % |
| Effizienzhaus 85 | 5 % | 10 % | 5 % | 20 % |
| Effizienzhaus 70 | 10 % | 10 % | 5 % | 25 % |
| Effizienzhaus 55 | 15 % | 10 % | 5 % | 30 % |
| Effizienzhaus 40 | 20 % | 10 % | 5 % | 35 % |
Du kannst auch den Bonus für serielle Sanierungen (SerSan) bekommen, wenn du mehrere Wohnungen in einem Gebäude gleichzeitig sanierst. Und wenn du eine Nachhaltigkeits-Klasse (NH-Klasse) erreichst - etwa durch ökologische Baustoffe -, gibt’s noch mal 5 % extra. Die Kombination von WPB + SerSan + EE-Klasse bringt dir bis zu 40 % Zuschuss. Das ist kein Traum - das ist Realität.
Was kostet die Planung?
Die größte Hürde ist nicht das Geld, sondern der Aufwand. Du brauchst:
- Einen Energieberater, der den iSFP erstellt - das kostet etwa 800 bis 1.500 Euro.
- Eine Bauleitung oder Baubegleitung, die den Fortschritt dokumentiert - oft inbegriffen, wenn du einen Energieberater beauftragst.
- Technische Nachweise: Dämmstoff-Dicken, U-Werte der Fenster, Heizungsleistung - alles muss schriftlich und mit Prüfzeugnissen belegt werden.
Die gute Nachricht: Die BEG zahlt 50 % der Kosten für diese Planungsleistungen als Zuschuss. Das heißt: Wenn du 1.200 Euro für den Energieberater zahlst, bekommst du 600 Euro zurück. Das macht die Vorbereitung fast kostenlos.
Die durchschnittliche Vorbereitungszeit liegt bei 8 bis 12 Wochen. Wer das unterschätzt, landet im Ablehnungs-Loop. Die Deutsche Energieagentur (Dena) sagt: 37 % der Anträge scheitern wegen unvollständiger Unterlagen. Das ist vermeidbar.
Was passiert, wenn du dich vertust?
Einige Fehler kosten dich tausende Euro:
- Kein iSFP vor Sanierungsbeginn: Dann verlierst du den 5 %-Bonus und die Möglichkeit, die Förderung auf mehrere Schritte aufzuteilen.
- Heizung mit fossilem Brennstoff nach 2025: Ab Januar 2025 werden neue Öl- oder Gasheizungen nicht mehr gefördert - auch nicht als Ergänzung. Wer jetzt noch eine neue Ölheizung plant, verliert die Förderung.
- Kein Nachweis der WPB-Eigenschaft: Wenn du den Bonus für das schlechteste Viertel der Gebäude willst, brauchst du einen offiziellen Nachweis aus der Energieausweis-Datenbank. Viele Hausbesitzer denken, ihr Haus sei „alt“, also automatisch WPB. Das ist falsch. Du musst es nachweisen.
- Arbeiten vor Antrag: Das ist der häufigste Fehler. Keine Ausnahme. Keine Rücksicht. Wenn du die Dämmung schon angefangen hast, ist die Förderung weg.
Ein Nutzer auf dem Haus & Grund Forum schreibt: „Ich habe die Fenster gewechselt, bevor ich den Antrag gestellt hatte. 25.000 Euro Förderung verloren. Lerne aus meinem Fehler.“
Wie viele Menschen nutzen das wirklich?
Im Jahr 2023 wurden 142.500 Sanierungen mit BEG gefördert - das sind 3,8 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Fördersumme pro Projekt lag bei 26.700 Euro. Aber nur 1,1 % des gesamten deutschen Gebäudebestands wird jährlich saniert. Experten sagen: Wir brauchen 2,5 %, um die Klimaziele zu erreichen.
Warum ist die Rate so niedrig? Weil die meisten Hausbesitzer die Komplexität scheuen. Sie sehen die vielen Programme als Wirrwarr. Aber wer die Kombination von Kredit und Zuschuss versteht, sieht eine Chance. Die KfW selbst sagt: Die meisten Anträge, die erfolgreich sind, nutzen mindestens zwei Förderinstrumente. Die Kombination ist der Schlüssel.
Was kommt als Nächstes?
Ab 2025 wird die Förderung für Photovoltaik und Speicher stärker mit Sanierungen verknüpft. Es gibt neue Boni von bis zu 7 %, wenn du deine Solaranlage mit der Dämmung kombinierst. Die Politik will die Sanierungsrate bis 2026 auf 1,5 % heben. Das bedeutet: Die Förderung wird nicht abgebaut - sie wird ausgebaut. Aber nur, wenn du dich jetzt informierst.
Die Zukunft gehört nicht dem, der am meisten Geld hat. Sondern dem, der am besten weiß, wie man Fördermittel kombiniert. Und das kannst du lernen - mit den richtigen Unterlagen, einem Energieberater und einem klaren Plan.
Kann ich BEG und BAFA wirklich kombinieren?
Ja, absolut. BEG fördert die Gebäudehülle - also Dämmung, Fenster, Türen. BAFA fördert die Heizung - also Wärmepumpen, Holzpelletkessel, Solarthermie. Du kannst beide Anträge gleichzeitig stellen, solange du die Kosten klar trennst. Viele Hausbesitzer nutzen genau diese Kombination, um ihre Sanierung komplett zu finanzieren.
Wie lange dauert die Bearbeitung der Anträge?
Im Durchschnitt dauert es 3 bis 6 Monate, bis die Förderung ausgezahlt wird. 68 % der Antragsteller warten länger als drei Monate. Das liegt an der hohen Nachfrage und den strengen Prüfungen. Du solltest daher mindestens sechs Monate vor geplantem Sanierungsbeginn mit der Planung starten. Wer früh anfängt, vermeidet Stress und verliert keine Förderung.
Bekomme ich Förderung, wenn ich mein Haus selbst sanieren?
Ja, du kannst die Sanierung selbst machen - aber nur, wenn du die Arbeiten von einem zertifizierten Fachbetrieb überwachen lässt. Die Nachweise für Dämmung, Fenster oder Heizung müssen von einem unabhängigen Sachverständigen unterschrieben werden. Eigenleistung ist erlaubt, aber nicht ohne professionelle Dokumentation. Ohne Nachweis keine Förderung.
Wie hoch ist der maximale Kreditbetrag von der KfW?
Bei einer umfassenden Sanierung zum Effizienzhaus kannst du bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit als Kredit erhalten. Wenn du zusätzlich einen iSFP hast, sind bis zu 60.000 Euro förderfähige Kosten für Einzelmaßnahmen möglich - das ist besonders wichtig, wenn du nicht gleich alles sanieren kannst.
Gibt es Förderung für Altbauten, die unter Denkmalschutz stehen?
Ja, sogar mit Extra-Bonus. Effizienzhäuser mit Denkmalschutz erhalten 5 % Basiszuschuss - und wenn sie zusätzlich WPB sind, kommen noch 10 % dazu. Das macht 15 % Zuschuss. Die Förderung berücksichtigt spezielle Anforderungen, wie den Erhalt von Fassaden oder Fenstern. Du brauchst einen Energieberater, der Erfahrung mit Denkmalschutz hat.