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Denkmalgerechte Wärmedämmung: Kapillaraktiv und diffusionsoffen - So funktioniert’s

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Denkmalgerechte Wärmedämmung: Kapillaraktiv und diffusionsoffen - So funktioniert’s
Von Rob Schmidt, Dez 9 2025 / Hausrenovierung

Historische Gebäude haben eine Seele. Ihre Mauern atmen, speichern Feuchtigkeit und regulieren das Raumklima - ganz ohne moderne Folien oder Dampfsperren. Doch wenn es um Energieeinsparung geht, stößt man schnell an Grenzen: Eine Außendämmung ist oft nicht erlaubt, weil sie das Erscheinungsbild zerstört. Was bleibt? Eine kapillaraktive und diffusionsoffene Innendämmung. Kein Zauber, aber eine bauphysikalisch fundierte Lösung, die seit Jahren in deutschen Denkmalen bewährt ist.

Warum nicht einfach eine normale Dämmung?

Viele denken: Warum nicht einfach Styropor oder Polyurethan an die Wand kleben? Die Antwort ist einfach: Weil das alte Mauerwerk stirbt. Konventionelle Dämmstoffe haben einen Diffusionswiderstand (μ-Wert) von über 50.000. Das bedeutet: Wasserdampf kann nicht mehr entweichen. Er staut sich hinter der Dämmung, kondensiert in der Wand und führt zu Schimmel, Salzausblühungen und Zerfall der Ziegel oder Kalkmörtel. In einem 150-jährigen Gründerzeithaus ist das kein theoretisches Problem - das ist der Weg zum Sanierungsfiasko.

Was bedeutet „kapillaraktiv“ und „diffusionsoffen“?

Kapillaraktiv bedeutet: Der Baustoff kann Flüssigwasser aufnehmen und transportieren - wie ein Schwamm, der Wasser von einer Stelle zur anderen leitet. Diffusionsoffen bedeutet: Wasserdampf kann durch den Stoff hindurchwandern, ohne gestoppt zu werden. Beides zusammen macht den Unterschied.

Ein Beispiel: Kalziumsilikatplatten nehmen bis zu 30 Vol.-% Wasser auf, ohne ihre Form zu verlieren. Wenn die Wand im Winter feucht wird, saugen sie das Wasser auf. Im Frühjahr, wenn die Luft trockener wird, geben sie es wieder ab - zurück in die Luft. Kein Stau. Kein Schimmel. Kein Schaden. Das ist die Natur des historischen Mauerwerks - und genau das kopiert diese Dämmung.

Welche Materialien werden verwendet?

Nicht alle „kapillaraktiven“ Dämmstoffe sind gleich. Die drei wichtigsten sind:

  • Kalziumsilikatplatten: Rohdichte 220-260 kg/m³, Wärmeleitfähigkeit λ = 0,045-0,055 W/(m·K). Sie sind mineralisch, nicht brennbar und nehmen Feuchtigkeit auf wie ein Schwamm. Der Marktanteil liegt bei 28 %, mit Xella Multipor als führendem Anbieter.
  • Zelluloseflocken: λ-Wert von 0,039-0,042 W/(m·K) - etwas besser als Kalziumsilikat. Werden als Lockfill in Hohlräume eingeblasen. Ideal für unregelmäßige Wände, aber teurer in der Ausführung.
  • Remmers PU-Innendämmung: Technisch anders. Keine Platte, sondern Streifen aus Polyurethan mit dazwischenliegendem Mörtel. Der Mörtel sorgt für die Kapillaraktivität. Wärmeleitfähigkeit mit 0,023 W/(m·K) ist fast doppelt so gut wie bei Kalziumsilikat. Aber: Nur bei perfekter Ausführung sicher. 30 % der Schadensfälle hier stammen aus falscher Montage.

Wie funktioniert das System?

Es ist kein einzelner Baustoff, sondern ein System. Die Dämmplatte allein reicht nicht. Wichtig ist der Klebemörtel - und der ist das Geheimnis.

Der Mörtel hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,85-1,2 W/(m·K). Das klingt schlecht? Ist es auch - aber gewollt. Er ist dichter, hat einen höheren Diffusionswiderstand (μ = 15-25) und eine geringere Flüssigwasserleitfähigkeit als die Dämmplatte. Das sorgt dafür, dass Feuchtigkeit nicht einfach durch den Mörtel hindurchwandert, sondern von der Dämmplatte aufgenommen und langsam abgegeben wird. Es ist wie ein Feuchtigkeitspuffer mit Steuerung.

Die Dämmung wird in einer Schichtdicke von 40 bis 120 mm verlegt. Je dicker, desto besser die Dämmung - aber auch desto mehr Raum verliert man. In einem Raum mit 2,60 m Deckenhöhe kann eine 100 mm dicke Dämmung schon 5 % der Fläche verschlingen. Das ist bei niedrigen Räumen oder in historischen Wohnungen oft ein Problem.

Warum ist das für Denkmäler so wichtig?

Historische Mauern bestehen aus Kalkmörtel, Ziegel, Lehm oder Sandstein - alles materialien, die Feuchtigkeit speichern und abgeben können. Sie sind „lebendig“. Eine konventionelle Dämmung macht sie zu einer „Tote Wand“. Die Feuchtigkeit bleibt, wird nicht abtransportiert, und die Substanz wird angegriffen.

Kapillaraktive Dämmung hingegen ermöglicht es, dass die Wand ihre natürliche Funktion behält. Sie kann Feuchtigkeit aus dem Inneren des Hauses aufnehmen - etwa durch Kochen, Duschen oder Atmen - und sie wieder abgeben, wenn die Luft trockener wird. Das stabilisiert das Raumklima. Nutzer berichten: „Die Luft fühlt sich nicht mehr stickig an, besonders im Winter.“

Querschnitt einer alten Ziegelwand mit Feuchtetransport durch diffusionsoffene Dämmung.

Was sagen Experten?

Dipl.-Ing. Ansgar Brockmann vom Arbeitskreis Bautechnik der Landesdenkmalpfleger sagt klar: „Die kapillaraktive Innendämmung ist die einzige bauphysikalisch sichere Lösung für denkmalgeschützte Gebäude.“ Prof. Hartmut Schickert vom DIBt bestätigt: „Sie ist die einzige Methode, die Energieeinsparung und Substanzerhalt vereint.“

Aber es gibt auch Kritik. Dr. Thomas Künzel vom Fraunhofer-Institut warnt: „In 30 % der untersuchten Fälle kam es trotz fachgerechter Planung zu lokalen Feuchteschäden.“ Warum? Weil die Kapillarleitfähigkeit des Bestandsmauerwerks nicht richtig analysiert wurde. Oder weil der Mörtel falsch gewählt wurde. Oder weil die Anschlüsse an Fenster und Türen nicht dicht gemacht wurden.

Das ist kein Mangel der Technik - das ist ein Mangel der Ausführung.

Was kostet das?

Die Kosten liegen zwischen 115 und 145 € pro Quadratmeter brutto. Kalziumsilikatplatten kosten 125-145 €/m², Zelluloseflocken etwas günstiger mit 115-130 €/m². Die PU-Varianten von Remmers sind mit 135-155 €/m² teurer, aber effizienter.

Ein Vergleich: Eine 6 cm Außendämmung spart mehr Energie als eine 12 cm Innendämmung. Aber die Außendämmung ist bei Denkmälern meist verboten. Also: Wer Innendämmung wählt, muss mehr Material nehmen - und mehr Platz opfern.

Wie wird es gefördert?

Die Bundesregierung fördert diese Sanierung über das Programm „Energieeffizient Sanieren“ mit bis zu 20 % der Investitionskosten. Bei denkmalgeschützten Gebäuden gibt es zusätzlich bis zu 25.000 € von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Ab 2024 soll die Förderquote auf 25 % steigen - ein klares Signal: Die Politik erkennt die Bedeutung dieser Technik.

Was passiert, wenn man es falsch macht?

Fehlerquellen sind gut dokumentiert. Eine Studie mit 127 Objekten ergab:

  • 45 % der Schäden: Unzureichende Prüfung der Kapillarleitfähigkeit des Bestandsmauerwerks
  • 28 %: Falscher Klebemörtel - zu diffusionsoffen oder zu dicht
  • 27 %: Undichte Anschlüsse an Fenster, Türen oder Decken
Das bedeutet: Eine kapillaraktive Dämmung ist kein DIY-Projekt. Sie braucht Fachwissen. Bauphysikalisches Verständnis. Erfahrung mit historischen Baustoffen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) bietet seit 2020 einen 3-tägigen Lehrgang „Innendämmung im Denkmal“ an - und 2022 haben 147 Fachleute daran teilgenommen.

Hand mit Zelluloseflocken auf feuchter historischer Wand, Feuchtigkeit fließt in die Fasern.

Was sagen Nutzer?

Auf Altbauwelt.de berichtet „Historicus“ aus Göttingen: „Nach 5 Jahren mit Kalziumsilikatplatten - kein Schimmel. Aber die Heizkosten sanken nur um 15 %.“ Ein anderer Nutzer, „Sanierer2022“, sagt: „Mit Remmers PU habe ich 30 % Ersparnis - aber nach 3 Jahren Schimmel an den Fensterlaibungen.“

Warum? Weil er die Anschlüsse nicht richtig abgedichtet hat. Oder weil die Außenluftfeuchtigkeit in seinem Haus höher war als erwartet. Oder weil die Wand zu stark feucht war, bevor er begann.

Die Erfahrungen sind gemischt - aber nicht zufällig. Sie zeigen: Es ist kein „Einheitsrezept“. Jedes Haus ist anders. Jede Wand hat ihre eigene Geschichte.

Wie wird sich das weiterentwickeln?

Der Markt wächst. 2020 hatten kapillaraktive Systeme 35 % Marktanteil - 2023 sind es 42 %. Xella hat 2023 eine neue Generation von Multipor-Platten vorgestellt, die die Kapillarleitfähigkeit um 15 % verbessert hat - ohne die Wärmedämmung zu verschlechtern.

Langfristig prognostiziert Prof. Martin Krus: „Bis 2030 wird diese Technik die dominierende Methode für denkmalgerechte Sanierungen sein.“ Warum? Weil andere Lösungen entweder verboten sind - oder zu riskant.

Aber: Wer denkt, das sei jetzt einfach, irrt. Es bleibt eine anspruchsvolle, fachlich anspruchsvolle Sanierung. Mit hohen Anforderungen an Planung, Material und Ausführung.

Was tun, wenn Sie ein Denkmal sanieren wollen?

1. Prüfen Sie, ob eine Außendämmung möglich ist - auch wenn es schwer ist. Manchmal ist eine dünne, farblich angepasste Dämmung erlaubt.

2. Beauftragen Sie einen Bauphysiker - nicht einen Handwerker. Eine feuchtetechnische Bemessung nach DIN 4108-3 und DIN 13788 ist Pflicht. Ohne sie riskieren Sie Schäden.

3. Wählen Sie das richtige System - Kalziumsilikat für einfache Wände, Zellulose für unregelmäßige Flächen, Remmers PU nur mit erfahrenem Handwerker.

4. Stellen Sie sicher, dass der Handwerker den Lehrgang „Innendämmung im Denkmal“ absolviert hat.

5. Planen Sie die Trocknungszeit ein - der Klebemörtel braucht 3-5 Tage pro Schicht. Keine Eile.

6. Prüfen Sie die Förderung - 20 % von der KfW, bis zu 25.000 € von der Stiftung Denkmalschutz.

Fazit: Eine Lösung - mit Verantwortung

Kapillaraktive und diffusionsoffene Innendämmung ist keine Alternative zur Außendämmung. Sie ist eine Notwendigkeit - für Gebäude, die wir nicht verändern dürfen. Sie ist komplex. Sie ist teuer. Sie ist keine Schnelllösung. Aber sie ist die einzige, die das Erbe bewahrt - und gleichzeitig Energie spart.

Wer sie richtig macht, rettet nicht nur Wände. Er rettet Geschichte.

Ist eine kapillaraktive Innendämmung bei jedem Denkmal erlaubt?

Nein. Die Zustimmung des Denkmalschutzes ist immer erforderlich. In manchen Fällen ist sogar eine Außendämmung erlaubt, wenn sie unsichtbar bleibt. Die kapillaraktive Innendämmung ist die Standardlösung, wenn eine Außendämmung nicht möglich ist - aber nicht automatisch die erste Wahl.

Kann ich das selbst machen?

Nein. Die Planung erfordert eine feuchtetechnische Bemessung nach DIN 4108-3 und DIN 13788. Der Einbau braucht Erfahrung mit historischen Baustoffen und spezifischen Klebemörteln. Selbst bei scheinbar einfachen Wänden kann eine falsche Anschlussdichtung zu Schimmel führen. Das ist kein Heimwerkerprojekt.

Wie lange hält eine kapillaraktive Innendämmung?

Mineralische Dämmstoffe wie Kalziumsilikatplatten sind langlebig und halten mindestens 50 Jahre - so lange wie die Mauer selbst. Die Haltbarkeit hängt nicht vom Material, sondern von der Ausführung ab. Bei korrekter Montage und trockener Umgebung gibt es keine bekannten Fälle von Materialversagen.

Warum sinken die Heizkosten manchmal nur wenig?

Weil Innendämmung immer weniger effizient ist als Außendämmung. Eine 10 cm dicke Innendämmung aus Kalziumsilikat hat etwa die gleiche Wirkung wie 5 cm Außendämmung. Außerdem: In alten Häusern gibt es oft viele Wärmebrücken - Fenster, Türen, Deckenanschlüsse. Die Dämmung der Wände allein reicht nicht. Eine umfassende Sanierung mit Fensteraustausch und Lüftungsanlage ist nötig, um hohe Einsparungen zu erreichen.

Gibt es Alternativen zur Innendämmung?

Ja. Wenn die Fassade verändert werden darf, ist eine dünne, farblich angepasste Außendämmung die beste Lösung. Alternativ: Wärmedämmung von innen mit Zelluloseflocken in Hohlräumen - wenn die Wand das zulässt. Oder: Eine Kombination aus Innendämmung und modernen Fenstern. Aber: Keine Alternative ersetzt die Kapillaraktivität bei schwer sanierbaren Wänden.

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