Warum Ihr Dach mehr als nur Schutz bietet
Ein Gründach ist kein Luxus mehr. In Deutschland steigen die Temperaturen, die Regenfälle werden heftiger, und Städte hitzen sich auf wie Backöfen. Die Lösung? Gründächer. Sie kühlen die Luft, speichern Regenwasser und schaffen Lebensraum für Insekten und Vögel. Doch wer zahlt dafür? Viele Städte in Deutschland geben Geld dafür aus - und zwar als Gründach-Förderung. Sie bekommen Zuschüsse, oft bis zu 90 Euro pro Quadratmeter. Aber nur, wenn Sie die Regeln kennen.
Wie viel Geld bekommen Sie wirklich?
Die Förderhöhe hängt stark davon ab, wo Sie wohnen. In Berlin können Sie bis zu 90 Euro pro Quadratmeter bekommen - aber nur, wenn Ihr Dach mindestens 100 Quadratmeter groß ist und die Substratschicht über 26 Zentimeter dick ist. In Stuttgart gibt’s 35 Euro pro Quadratmeter, aber schon ab 10 Quadratmetern Fläche. Marburg fördert ab 10 Quadratmetern mit 40 Euro pro Quadratmeter, aber die maximale Summe pro Gebäude liegt bei nur 5.000 Euro. Berlin ist also der Spitzenreiter - aber auch am anspruchsvollsten.
Einige Städte gehen noch einen Schritt weiter: Hannover zahlt 200 Euro pro Kilowatt Leistung, wenn Sie Ihr Gründach mit Photovoltaik kombinieren. Das heißt: Wenn Sie 5 kW Solarstrom auf Ihrem begrünten Dach installieren, bekommen Sie 1.000 Euro extra. Hamburg fördert nur ältere Gebäude - mindestens 10 Jahre alt - und nur in besonders heißen Stadtteilen. Die Emschergenossenschaft zahlt 50 Euro pro Quadratmeter, aber nur in bestimmten Kommunen und maximal 10.000 Euro pro Grundstück.
Was muss Ihr Dach können, um gefördert zu werden?
Nicht jedes Dach ist förderfähig. Die meisten Städte folgen der FLL-Richtlinie, einem bundesweit anerkannten Standard. Hier die wichtigsten Regeln:
- Substratschicht: Mindestens 8 cm für extensive Gründächer (meist mit Sedum). Für Biodiversitätsdächer mit mehr Pflanzen brauchen Sie mindestens 12 cm. Berlin verlangt im Durchschnitt 10 cm, aber nie weniger als 8 cm.
- Fläche: Berlin: 100 m². Marburg: 10 m². Stuttgart: 10 m². Die meisten Städte liegen zwischen 10 und 25 m². Kleinere Dächer werden oft ignoriert - aber nicht überall.
- Bepflanzung: Mindestens 75 % der Fläche muss begrünt sein. Bei Terrassen oder Wegen darf die Begrünung unterbrochen sein - aber nur, wenn die übrige Fläche vollständig bedeckt ist.
- Dauer: Die meisten Städte verlangen, dass das Gründach mindestens 10 Jahre bestehen bleibt. Marburg hat das auf 10 Jahre festgelegt, Berlin nicht explizit - aber Sie müssen nachweisen, dass es dauerhaft angelegt ist.
Einige Städte, wie Hannover, gehen sogar noch weiter: Dort müssen mindestens 15 verschiedene Pflanzenarten verwendet werden, um die Artenvielfalt zu sichern. Das ist bundesweit einzigartig - und ein Zeichen dafür, dass die Förderung nicht nur klimatisch, sondern auch ökologisch gedacht wird.
Kombination mit Solar? Das lohnt sich
Gründächer und Solaranlagen passen besser zusammen, als viele denken. Die Pflanzen kühlen die Module - und die Module arbeiten effizienter. Deshalb fördern immer mehr Städte diese Kombination extra.
Die Berliner Förderung „GründachPLUS“ zahlt bis zu 10 Euro pro Quadratmeter zusätzlich, wenn Sie Solarmodule auf Ihrem begrünten Dach installieren. Hannover geht noch weiter: 200 Euro pro Kilowatt PV-Leistung, plus 40 Euro pro Quadratmeter Gründach. Das kann bei einem 5 kW-System und 50 m² Dachfläche über 1.500 Euro zusätzliche Förderung bedeuten.
Wichtig: Die Kombination mit Solarthermie wird auch gefördert - aber nur in wenigen Städten. Die KfW unterstützt diese Kombination mit ihrer BEG-Förderung, wenn der Dach-Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) unter 0,14 W/(m²K) liegt. Das ist strenger als vor 2025. Sie brauchen also eine gute Dämmung, wenn Sie beide Förderungen kombinieren wollen.
Was Sie sonst noch brauchen - und was oft scheitern lässt
Die meisten Anträge scheitern nicht an der Höhe der Förderung, sondern an Kleinigkeiten. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes GebäudeGrün scheitern 37 % der abgelehnten Anträge an fehlenden Nachweisen.
- Substratstärke: Wer behauptet, er hätte 10 cm, aber nur 7 cm eingebaut, hat verloren. Die Stadt misst - mit Bohrungen oder Bodenprofilen.
- Bepflanzung: Nur Sedum reicht nicht, wenn Ihr Programm Biodiversität verlangt. Sie brauchen mindestens 5-15 verschiedene Pflanzenarten - je nach Stadt.
- Dokumentation: Vorher- und Nachher-Fotos, ein detaillierter Kostenplan, und oft ein Fachplaner-Nachweis. Berlin verlangt einen FLL-Planer, Marburg nur einen einfachen Kostenvoranschlag.
- Eigenleistung: Nur Materialkosten werden gefördert. Ihre Arbeit zählt nicht. Wenn Sie das Dach selbst bepflanzen, sparen Sie Geld - aber nicht bei der Förderung.
Ein häufiger Fehler: Die Anträge werden zu spät gestellt. Die Förderung muss vor Baubeginn beantragt werden. Wer erst nach der Installation den Antrag stellt, bekommt nichts. Die Bearbeitungszeit liegt zwischen 4 und 8 Wochen - je nach Stadt. Berlin ist schnell, kleinere Städte oft langsam.
Wie Sie die beste Förderung finden
Es gibt keine bundesweite Datenbank. Jede Stadt hat ihre eigene Regelung. Hier ist Ihr Weg:
- Finden Sie Ihre Stadtverwaltung: Suchen Sie nach „Gründachförderung“ + [Ihre Stadt]. Oft steht es im Umwelt- oder Bauamt.
- Prüfen Sie die Förderrichtlinie: Achten Sie auf Mindestfläche, Substratstärke, Bepflanzung und Kombinationsmöglichkeiten.
- Kontaktieren Sie die Behörde: Rufen Sie an oder schreiben Sie eine E-Mail. Fragen Sie: „Gibt es eine Checkliste?“ und „Kann ich einen kostenlosen Beratungstermin bekommen?“
- Prüfen Sie die KfW-Förderung: Wenn Ihr Dach gut gedämmt ist, können Sie zusätzlich die BEG-Förderung (bis zu 50 % der Gesamtkosten) nutzen. Die Kombination aus kommunaler Förderung und KfW macht die Investition oft rentabel.
- Vermeiden Sie Doppelarbeit: Die Anträge für Stadt und KfW sind oft nicht kompatibel. Lassen Sie sich beraten - sonst dauert es sechs Monate, bis alles passt.
Die Initiative „KlimaWerk“ bietet kostenlose Beratungsgespräche an. In Göttingen, wo ich wohne, gibt es seit 2024 eine Kooperation zwischen Stadt und Energieagentur - dort können Sie sich direkt beraten lassen, ohne lange Wartezeiten.
Warum viele trotzdem zögern - und warum sie nicht sollten
Ein Handwerker aus Berlin berichtete auf einer Plattform: „Ein 50 m²-Dach mit 12 cm Substrat kostet 12.000 Euro. Die Förderung bringt 4.000 Euro. Das ist viel, aber nicht genug.“ Das ist wahr - aber nur die halbe Wahrheit.
Die Förderung deckt oft nur 30-50 % der Kosten ab. Doch wer die KfW-Förderung kombiniert, kann bis zu 70-80 % der Gesamtkosten erstattet bekommen. Und das ist nur der Anfang. Ein Gründach senkt die Kühlkosten im Sommer, verlängert die Lebensdauer der Dachabdichtung um 20-30 Jahre und erhöht den Wert Ihrer Immobilie. In Berlin steigen Immobilienpreise in begrünten Quartieren um bis zu 5 %.
Und dann ist da noch der Klimafaktor: Wer sein Dach begrünt, hilft nicht nur sich selbst - sondern der ganzen Stadt. Im Jahr 2023 führten Hitzewellen in Berlin zu einer 200 %igen Steigerung der Anträge. Die Stadt hat das Problem verstanden. Die Bundesregierung plant ab 2026 eine verpflichtende Dachbegrünung für Neubauten in Großstädten. Wer jetzt investiert, ist vorbereitet - und profitiert von den besten Förderkonditionen.
Was kommt als Nächstes?
Die Förderlandschaft wird sich weiter verändern. Bis 2027 werden laut Experten alle Großstädte Mindestanforderungen an die Biodiversität stellen - also mindestens 15 Pflanzenarten. Auch die Entsorgung alter Substrate wird reguliert. Bislang gibt es dafür fast keine Regeln - das könnte sich ändern.
Die jährlichen Fördermittel in Deutschland sind von 107 Millionen Euro (2023) auf 127 Millionen Euro (2024) gestiegen. Die Zahl der Städte mit Förderprogrammen ist von 45 auf über 80 gewachsen. Das ist kein Zufall. Die Klimakrise ist kein Thema mehr für die Zukunft - sie ist hier. Und wer sein Dach begrünt, macht nicht nur sein Zuhause besser - er macht die Stadt lebenswerter.
Frequently Asked Questions
Kann ich eine Gründach-Förderung auch für mein Einfamilienhaus bekommen?
Ja, das ist möglich. Die meisten Förderprogramme richten sich an private Hausbesitzer:innen, Wohnungsunternehmen und Gewerbebetriebe. Wichtig ist nur, dass Ihr Dach die technischen Voraussetzungen erfüllt - wie Mindestfläche, Substratstärke und Bepflanzung. In Städten wie Marburg oder Stuttgart wird bereits ab 10 m² Dachfläche gefördert - das ist bei vielen Einfamilienhäusern machbar.
Wie lange dauert es, bis die Förderung ausgezahlt wird?
Die Bearbeitungszeit variiert stark. In Berlin dauert es durchschnittlich 4-6 Wochen, wenn alle Unterlagen vollständig sind. In kleineren Städten kann es bis zu 12 Wochen dauern. Die Auszahlung erfolgt meist nach Abschluss der Arbeiten und Vorlage der Nachweise - also nicht vorher. Wichtig: Der Antrag muss vor Baubeginn gestellt werden. Sonst gibt es keine Förderung.
Gibt es Förderung für Fassadenbegrünung?
Ja, aber nur in einigen Städten. Berlin fördert Fassadenbegrünung mit bis zu 80 €/m², wenn mindestens 50 m² bodengebundene oder 10 m² wandgebundene Begrünung installiert werden. Andere Städte wie Stuttgart oder Hamburg haben keine Fassadenförderung. Prüfen Sie immer die konkrete Förderrichtlinie Ihrer Kommune. Fassadenbegrünung ist oft schwerer zu fördern als Dächer - aber sie kühlt die Fassade und reduziert den Wärmestau.
Kann ich die Förderung mit der KfW-BEG-Förderung kombinieren?
Ja, das ist möglich - und oft sinnvoll. Die KfW fördert bis zu 50 % der Gesamtkosten für energetische Sanierungen, wenn der Dach-Wert (U-Wert) unter 0,14 W/(m²K) liegt. Wenn Sie Ihr Gründach mit einer guten Dämmung kombinieren, können Sie kommunale Förderung und KfW-Förderung zusammennehmen. Das kann bis zu 80 % der Kosten decken. Achten Sie darauf, dass die Anträge kompatibel sind. Manchmal brauchen Sie separate Nachweise für jede Förderung.
Was passiert, wenn ich mein Gründach nach der Förderung wieder entferne?
Das ist nicht erlaubt. Die meisten Förderprogramme verlangen eine Mindestnutzungsdauer von 10-15 Jahren. Wenn Sie das Gründach entfernen, müssen Sie die Förderung zurückzahlen - inklusive Zinsen. In Berlin wird das durch eine Verpflichtungserklärung gesichert, die beim Grundbuch eingetragen wird. In Marburg ist es eine schriftliche Verpflichtung, die mit dem Grundstück verbunden ist. Sie können also nicht einfach „nach der Förderung“ das Dach abreißen.