Wenn du deine Wände neu streichst, entscheidest du dich nicht nur für eine Farbe - du entscheidest dich für einen Glanzgrad. Und das ist viel wichtiger, als die meisten denken. Ein matte Wand wirkt ruhig, aber sie hält nicht, wenn du sie abwischst. Ein glänzender Lack ist pflegeleicht, aber er zeigt jeden Riss. Seidenglanz ist der Mittelweg - und oft der beste Kompromiss. Doch wie findest du den richtigen Glanz für deine Räume? Hier ist die klare, praktische Antwort - ohne Werbejargon, nur was wirklich zählt.
Was bedeutet Glanzgrad eigentlich?
Der Glanzgrad einer Wandfarbe sagt, wie viel Licht sie reflektiert. Das klingt technisch, ist aber ganz einfach zu verstehen. Eine matte Oberfläche streut das Licht in alle Richtungen - sie wirkt weich, unscharf, ruhig. Ein glänzender Lack reflektiert Licht wie ein Spiegel - er wirkt lebendig, klar, aber auch kalt. Seidenglanz liegt dazwischen: ein dezentes, warmes Leuchten, das nicht blendet, aber auch nicht verschluckt.Technisch gemessen wird das in Glanzeinheiten (GU) bei einem Einfallswinkel von 60°. Matt: 0-10 GU. Seidenglanz: 30-60 GU. Hochglanz: über 85 GU. Das ist kein Marketing-Gesicht - das ist Physik. Und diese Zahlen bestimmen, wie deine Wand in 5 Jahren noch aussieht.
Matte Lacke: Die ruhige Wahl - mit großen Nachteilen
Matte Lacke dominieren den Markt. 62 % der Deutschen verwenden sie in Wohnzimmern und Schlafzimmern. Warum? Weil sie Unebenheiten im Putz verschwinden lassen. Ein Riss? Ein kleiner Sprung im Putz? Mit matte Farbe ist er unsichtbar. Das ist ihr großer Vorteil - besonders in älteren Häusern oder bei DIY-Projekten, wo der Untergrund nicht perfekt ist.Doch hier kommt der Haken: Matte Lacke sind brüchig. Sie halten nur 400 Abriebzyklen nach DIN 53778 aus. Das bedeutet: Einmal die Tür zugeschlagen, ein Stuhl dagegengeschoben - und schon ist die Farbe abgewischt. In der Küche? In Fluren? Im Kinderzimmer? Eine schlechte Idee. Sie nehmen Schmutz an wie ein Schwamm. Nur 65 % der Schmutzabweisung im Vergleich zu glänzenden Lacken mit 92 %. Und Reinigen? Nur mit feuchtem Mikrofasertuch - kein Reiniger, kein Wasserdruck. Sonst bleibt ein Fleck, der nie mehr verschwindet.
Experten warnen: Bereits eine Abweichung von 0,02 mm beim Auftrag - das ist weniger als ein Haar - erzeugt sichtbare Übergänge. Das macht matte Lacke für Laien extrem schwer zu verarbeiten. Und in Feuchträumen? In Bädern oder Küchen? Nur 63 % Schimmelresistenz. Das ist ein Risiko, das du nicht eingehen solltest.
Seidenglanz: Der Allrounder, den du brauchst
Seidenglanz ist der unsichtbare Star der Wandfarben. Er hat 30-60 % Lichtreflexion - genug, um den Raum lebendig wirken zu lassen, aber nicht so viel, dass er blendet. Er kaschiert kleine Unebenheiten fast so gut wie matte Lacke - aber er hält viel länger. 800 Abriebzyklen. Das ist doppelt so viel wie matte Lacke.Und hier kommt der entscheidende Punkt: 85 % der Testpersonen in der Schweiz stuften seidenglänzende Lacke als „pflegeleicht“ ein. Das ist mehr als matte Lacke (65 %) und fast so gut wie glänzende (92 %). Du kannst sie mit pH-neutralen Reinigern abwischen. Kein Schimmel in der Ecke. Keine Flecken nach einem Spritzer Suppe. Keine Angst vor einem feuchten Lappen.
Professionelle Maler nutzen sie zu 73 % als Standard - und das aus gutem Grund. Sie sind ideal für Wohnzimmer, Flure, Kinderzimmer, Küchen und sogar Badezimmer. Sie wirken modern, aber nicht kalt. Sie sind robust, aber nicht spiegelnd. Und sie sind derzeit der größte Trend: Bis 2025 sollen sie 15 % mehr Marktanteil gewinnen. Warum? Weil sie den perfekten Kompromiss bieten: Ästhetik und Funktion in einem.
Hochglanz: Nur für spezielle Stellen
Hochglanz ist kein Fehler - aber er hat seinen Platz. Und der ist nicht an der Wand. Hochglanz ist für Türen, Fensterrahmen, Treppengeländer, Möbel. Überall dort, wo viel Berührung stattfindet. Er hält 1.200 Abriebzyklen - das ist die härteste Klasse. Und er ist 98 % die beste Wahl für diese Stellen.Doch an der Wand? Ein Fehler. Hochglanz zeigt jede Unebenheit - jede Kante, jeden Nagel, jede falsch verputzte Ecke. Er macht den Raum klein, kalt, künstlich. Und er braucht einen perfekten Untergrund. Für glänzende Lacke muss die Grundierung DIN 18363 Klasse 1 sein - das ist der höchste Standard. Das bedeutet: Sanden, spachteln, nochmal sanden. Für matte Lacke reicht Klasse 2. Der Aufwand ist 40 % höher. Und die Trocknungszeit? Bis zu 6 Stunden. Du brauchst Geduld.
Der einzige Grund, Hochglanz an der Wand zu nutzen: Du willst einen dramatischen Akzent - etwa in einem Loft, mit einer einzelnen Wand als Statement. Aber das ist Kunst, kein Alltag.
Welcher Glanz für welchen Raum?
Es gibt keine Einheitslösung. Aber es gibt klare Regeln:
- Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer: Seidenglanz. Der beste Kompromiss. Ruhe, aber Pflegeleichtigkeit.
- Küche, Badezimmer, Flur: Seidenglanz. Schimmelresistenz von 87 % - matte Lacke haben nur 63 %. Das ist kein Spiel.
- Türen, Fenster, Treppen: Hochglanz. Hier brauchst du Härte. Und die sieht auch gut aus.
- Altbau-Wände mit vielen Rissen: Matt, aber nur, wenn du bereit bist, die Reinigung zu akzeptieren. Und nur, wenn du keine Feuchtigkeit hast.
- Design-Akzentwand: Hochglanz - aber nur eine Wand. Und nur, wenn der Rest der Wohnung neutral ist.
Die Zahlen sprechen: 78 % der Türen und Möbel werden mit seidenglänzender Farbe lackiert. Nur 10 % der Wohnzimmerwände mit Hochglanz. Das ist kein Zufall.
Neue Technologien - und was sie wirklich ändern
Der Markt verändert sich. Caparol hat 2024 einen neuen „intelligenten“ Mattlack vorgestellt - mit Nanotechnologie, der 30 % besser zu reinigen ist. Das ist ein großer Schritt. Aber er ist teurer. Und er ist immer noch kein Seidenglanz.
Fraunhofer arbeitet an selbstreinigenden Lacken, die Schmutz durch Licht abbauen. Klingt nach Zukunft. Aber das ist noch nicht in den Baumärkten. Und es wird teuer werden.
Die Realität bleibt: Seidenglanz ist heute die beste Wahl. Er ist nicht perfekt - aber er ist am nächsten dran. Und er ist verfügbar. Für alle Räume. Für alle Budgets. Und er wird nicht aus der Mode kommen.
Was du bei der Auswahl nicht vergessen darfst
- Untergrund ist alles: Bei glänzenden Lacken brauchst du perfekten Putz. Bei matte kannst du einiges verstecken - aber nicht alles.
- Reinigung ist entscheidend: Matte Lacke nur mit feuchtem Tuch. Seidenglanz mit pH-neutralen Reinigern. Hochglanz mit allem.
- Die Farbe ist nicht alles: Ein dunkles Matt wirkt tiefer als ein helles Glänzend. Der Glanzgrad verändert die Wirkung der Farbe.
- Die Lichtverhältnisse zählen: In einem dunklen Raum wirkt Seidenglanz wärmer. In einem hellen Raum kann er zu grell wirken - dann lieber Matt.
- Experten nutzen Seidenglanz: 73 % der Malerbetriebe wählen ihn als Standard. Wenn du einen Profi beauftragst, frag ihn: „Welchen Glanzgrad würden Sie selbst verwenden?“
Die meisten Menschen wählen matte Lacke, weil sie denken, sie wirken „edel“. Aber Edelheit ist nicht das Gleiche wie Pflegeleichtigkeit. Und ein sauberer Raum wirkt moderner als ein verstaubter, „edler“ Raum.
Was die Nutzer wirklich sagen
Ein Nutzer auf Reddit schreibt: „Habe matte Lacke im Wohnzimmer verwendet - alle Risse sind weg. Aber in der Küche mit Seidenglanz ist die Reinigung um Welten einfacher.“
Ein Malermeister mit 15 Jahren Erfahrung sagt: „Bei über 200 Projekten hatte ich nur 3 Reklamationen wegen Abnutzung bei Seidenglanz. Bei matte waren es 15 %.“
Und auf Amazon: „Habe matte Lacke im Badezimmer verwendet - nach 6 Monaten Schimmel an den Ecken.“
Die Erfahrungen sind eindeutig. Seidenglanz ist nicht die teuerste Wahl. Aber sie ist die intelligenteste.
Die Zukunft: Kombination statt Konkurrenz
Architektin Sabine Vogel sagt es klar: „Die Zukunft gehört nicht dem einen perfekten Glanzgrad, sondern der gezielten Kombination.“
Stell dir vor: Matt an den Wänden - für Ruhe. Seidenglanz an den Türen und Fensterrahmen - für Haltbarkeit und Licht. Ein Hochglanz-Akzent an der Treppenstufe - als optischer Fokus. Das ist modern. Das ist clever. Das ist langlebig.
Wähle nicht nur nach Gefühl. Wähle nach Funktion. Und dann kombiniere. Denn eine Wand ist kein Bild - sie ist ein Teil deines Lebens. Und sie sollte nicht nur schön sein. Sie sollte auch halten.
Welcher Glanzgrad ist am besten für die Küche?
Seidenglanz ist die beste Wahl für die Küche. Er hält Feuchtigkeit und Fett besser ab als matte Lacke, ist leicht zu reinigen und zeigt keine Schimmelbildung so schnell. Matte Lacke haben nur eine Schimmelresistenz von 63 %, während seidenglänzende Lacke bei 87 % liegen. Hochglanz ist übertrieben - er wirkt kalt und zeigt alle Unebenheiten. Seidenglanz bietet den perfekten Kompromiss aus Ästhetik und Funktionalität.
Kann ich matte Lacke im Badezimmer verwenden?
Nein, nicht empfohlen. Matte Lacke nehmen Feuchtigkeit auf und sind anfällig für Schimmel. Ihre Schimmelresistenz liegt bei nur 63 % - bei seidenglänzenden Lacken sind es 87 %. Selbst wenn du eine teure, wasserfeste matte Farbe nimmst, bleibt das Risiko hoch. In Badezimmern brauchst du eine Oberfläche, die du regelmäßig abwischen kannst - und das geht nur mit Seidenglanz oder Hochglanz. Seidenglanz ist hier die sichere Wahl.
Warum sind matte Lacke billiger?
Matte Lacke enthalten weniger Bindemittel - das sind die Stoffe, die die Farbe zusammenhalten und widerstandsfähig machen. Weniger Bindemittel = geringere Kosten. Aber das hat auch Nachteile: geringere Haltbarkeit, schlechtere Schmutzabweisung, höhere Anfälligkeit für Abnutzung. Die günstigere Farbe kostet dich am Ende mehr, wenn du sie nach zwei Jahren neu streichen musst. Seidenglanz ist teurer im Einkauf, aber günstiger auf lange Sicht.
Wie reinige ich seidenglänzende Lacke richtig?
Verwende einen pH-neutralen Reiniger und ein weiches Mikrofasertuch. Keine Scheuermittel, keine starken Reiniger, kein Wasserstrahl. Die meisten Haushaltsreiniger enthalten Säuren oder Laugen, die die Oberfläche nach einiger Zeit angreifen. Ein mildes Reinigungsmittel aus dem Baumarkt für empfindliche Oberflächen reicht völlig aus. Regelmäßiges Abwischen mit trockenem Tuch verhindert Schmutzansammlung.
Ist Seidenglanz modern oder veraltet?
Seidenglanz ist derzeit der größte Trend in der Innenraumgestaltung. Er wird in Design-Magazinen, auf Messen wie der imm cologne und von Architekten als Standard empfohlen. Er wirkt warm, modern und lebendig - ohne zu blenden. Matte Lacke wirken oft zu starr, Hochglanz zu kalt. Seidenglanz ist der Mittelweg, den die meisten Menschen heute wählen - und der sich auch in Zukunft durchsetzen wird.
Warum verwenden Maler oft Seidenglanz, aber Privatleute matte?
Maler wissen, wie lange eine Farbe hält. Sie sehen die Folgen von falschen Entscheidungen - Schimmel, abgewischte Ecken, fleckige Wände. Sie wählen Seidenglanz, weil es funktioniert. Privatleute wählen matte Lacke, weil sie denken, sie wirken „edel“ oder „naturbelassen“. Aber das ist ein Mythos. Die meisten Menschen bereuen es später, wenn sie die Wände nicht abwischen können. Die Erfahrung der Profis zählt mehr als der Trend.